Interview mit Regine Kracht, Integrationskoordinatorin im DKH

25. January 2024

Regine, mit deinen beeindruckenden Qualifizierungen und den vielen Jahrzehnten Berufserfahrungen und deinem riesigen Netzwerk giltst du als Koryphäe in deinem Fachgebiet. Neben deiner Tätigkeit im DKH gibst du auch interkulturelle Seminare bundesweit.

Wie sieht dort dein Arbeitsalltag aus?

Regine Kracht: Mein Arbeitsalltag ist sehr bunt und vielfältig und es passiert viel Unvorhergesehenes. Natürlich habe ich auch Routinearbeiten wie zum Beispiel Anerkennungsverfahren. Dennoch lässt sich Integrationsarbeit nicht nach Schema F planen. Das macht es spannend.

Was motiviert dich in guten wie auch in herausfordernden Momenten auf der Arbeit?

Regine Kracht: Das Wissen und die Erfahrung, dass es immer Lösungswege gibt. Man muss diese nur finden. Das motiviert mich weiterzumachen. Ich gehe gerne auf die Suche nach Lösungen und habe in der Vergangenheit immer Wege und Möglichkeiten gefunden.

Welche Säulen bilden das Fundament eures Integrationskonzepts?

Regine Kracht: Ich glaube das Wichtigste ist, dass sich unsere Pflegekräfte in ihrem Team auf ihrer Station wohl fühlen und dort weiterentwickeln können. Ihre Intention ist es, in ihrer Berufung als Pflegekraft in Deutschland zu arbeiten. Unser Integrationsteam berät und unterstützt, aber letztendlich müssen sie sich hier gut angekommen fühlen.

Welche Herausforderungen siehst du aktuell als die drängendsten?

Regine Kracht: Ich habe zwei Themen, die mir unter den Nägeln brennen:

Die behördlichen Abläufe müssen schneller gehen. Die Bearbeitung staatlicher Vorgaben kostet sehr viel Zeit, was auch Monate bedeuten kann. Behörden geben keine Aussage mehr zur Dauer der Regelbearbeitung. Damit ist niemand mehr handlungsfähig.

Des Weiteren glaube ich, dass die Integration der Kolleg:innen in die Teams und in (private) gesellschaftliche Bereiche wie zum Beispiel regionale Vereine optimiert werden muss. Wir haben eine Fürsorgepflicht gegenüber den internationalen Kolleg:innen und nehmen diese sehr ernst.

Wenn du einen Wunsch frei hättest, um die Integration von internationalen Fachkräften in Deutschland weiterzuentwickeln, welcher wäre es?

Regine Kracht: Ich habe den Wunsch, dass Menschen, die im ersten Anlauf die Anerkennungsprüfung nicht bestanden haben, eine zweite Chance erhalten. Ohne bestandene Prüfung kommen sie nicht über den Status Pflegehelfer:in hinaus. Sie sollten nach fünf Jahren Praxisarbeit erneut die Chance erhalten, die Examensprüfung zu bestehen und als Pflegefachkraft tätig zu werden. Gründe für Nichtbestehen sind multifaktoriell. Menschen sollten neue Perspektiven erhalten. Die Bundesregierung müsste statistisch erfassen, wie viele Menschen in ihre Heimat zurückkehren, weil sie die Prüfung nicht bestehen. 

Durch deine Tätigkeit als interkulturelle Trainerin bekommst du viele Eindrücke von anderen Gesundheitsunternehmen und kannst vergleichen.

Wie schneidet AGAPLESION und seine Integrationsarbeit bei diesem Vergleich ab?

Regine Kracht: AGAPLESION schneidet gut ab. In den vergangenen Jahren hat sich viel entwickelt. Die Netzwerkgruppe international ist sehr gewinnbringend, weil wir gemeinsam viel erreichen können. Es ist gut zu wissen, dass AGAPLESION dem Thema einen hohen Stellenwert einräumt.

Ich erlebe dich immer als sehr energetisch, du hast viele Ideen, beweist Haltung in schwierigen Situationen und dir gelingen schnelle Perspektivwechsel, um höchst empathisch deine dir anvertrauten internationalen Kolleg:innen zu beraten und unterstützen.

Woraus ziehst du persönlich deine Kraft?

Regine Kracht: Es ist Teil meines Naturells, dass ich das berühmte Glas halbvoll sehe. Ich bin Optimistin und habe die Gewissheit, dass sich Situationen positiv entwickeln. Privat lebe ich in Schleswig-Holstein auf einem Hofgut mitten in der Natur und versorge täglich meine Pferde und Hühner. Außerdem singe ich in einem Chor, wo ich viel Resonanz zurückbekomme.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast.

Das Interview führte Rebecca Nauheimer, Referentin Onboarding für internationale Fachkräfte.