21. Dezember 2022
Im Ergebnis wurden gemeinsam fünf Themenbereiche identifiziert:
1. Inhalte der Arbeit
An erster Stelle stehen für Pflegekräfte die Inhalte ihrer Arbeit, der Stolz auf ihre Professionalität. Das ist vor allem naturwissenschaftliches Wissen über den menschlichen Körper, medizinisches Wissen über Krankheiten und deren Behandlung sowie über Medikamente. Alles das ist Basis für ihre tägliche Arbeit. So können sie die notwendigen Entscheidungen zur Pflege treffen und mit Ärzt:innen Hand in Hand arbeiten.
„Jeder Tag ist anders“, war eine häufige Aussage. Pflegekräfte sind stolz darauf, sich täglich auf neue Situationen einstellen zu können. Sie sehen sich vielfach als Krisenmanager und Organisationstalente. Denn sie sind die Schnittstellen zwischen Patient:innen, Ärzt:innen und anderen Berufsgruppen, die sowohl an der Behandlung beteiligt sind, als auch die Behandlung der Patient:innen organisieren. Das gleiche trifft auf Fachkräfte in der Altenpflege zu. Hier geht es in der täglichen Arbeit weniger um die Organisation der Behandlung, dafür aber um die Organisation des Alltags für die Bewohner:innen von Pflegeeinrichtungen.
Allen gemeinsam ist das Bewusstsein, eine hohe Verantwortung für das Wohlergehen von Menschen zu tragen. Und sie sind stolz, mit ihrem Wissen dieser Verantwortung gerecht werden zu können.
2. Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Der zweite Punkt, der Pflegende an ihrem Beruf begeistert, sind die vielfältigen Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Pflegeberuf, sowohl bei den Gesundheits- und Krankenpfleger:innen als auch bei den Altenpfleger:innen. Zum einen sind es die Möglichkeiten, sich zu spezialisieren, insbesondere in der Krankenpflege: Beispiele sind Intensivpflege, gerontopsychiatrische Pflege oder die Pflege von onkologischen Patienten. Auch die Palliativpflege sollte nicht unerwähnt bleiben. Zum anderen sind es die Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der eigenen Organisation als Bereichsleitungen, im Qualitätsmanagement, im Case Management oder auch Stellen im Bereich der Verwaltung, in denen das Wissen der Pflege gefragt ist. Dazu kommen neue Karriereoptionen durch Hochschulstudiengänge wie Health Care Management oder betriebswirtschaftliche Studiengänge, die den Einstieg ins Management ermöglichen.
3. Krisensicherer Beruf
Der dritte Themenbereich, der den Beruf attraktiv macht, ist seine Krisenresistenz, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen gibt die Demografie vor, dass auch in Zukunft qualifiziertes Pflegepersonal gebraucht wird. Zum anderen sind die Kernkompetenzen des Berufs nicht solchen Schwankungen unterworfen wie in anderen Berufen. Zwar entwickeln sich auch die pflegerelevanten Kenntnisse weiter und benötigen ständige Weiterqualifikation bzw. Wissenserhalt, diese lassen sich jedoch vielfach auch berufsbegleitend erwerben. Während niedrig qualifizierte Lehrberufe häufig Gefahr laufen, von der Automation ersetzt zu werden, besteht in höher qualifizierten Berufen die Gefahr, den Anschluss an aktuelles Wissen zu verpassen. Das macht z. B. für Eltern häufig den Wiedereinstieg nach einer Babypause extrem schwer. Im Pflegeberuf können sie dank der zahlreichen modularen, berufsbegleitenden Weiterbildungsmöglichkeiten auch nach einer Babypause wieder einsteigen und sich sogar berufsbegleitend weiterqualifizieren.
4. Teamarbeit
Pflegekräfte sind Teamplayer. Sie sind sich bewusst, dass ihre Arbeit eine Gemeinschaftsleistung ist und sie haben Freude daran, wenn alle Berufsgruppen miteinander arbeiten und zur Genesung der Patient:innen oder in der Altenpflege zur Lebensqualität der Bewohner:innen beitragen. Aber auch die Begegnungen mit den Menschen, für die Pflegekräfte verantwortlich sind, schweißen die Teams zusammen. Die Arbeit im Team ist ein essentieller Aspekt der Tätigkeit. Da alle Verrichtungen ineinandergreifen, ist eine harmonische Zusammenarbeit notwendig. Wenn das Team miteinander harmoniert, fällt die praktische Arbeit leichter. Und wie in allen Berufen steigt auch die Qualität der Arbeit, wenn die Mitglieder des Teams mit Freude dabei sind und einander unterstützten. Auf diese Weise ist die Atmosphäre der jeweiligen Teams auch einer der entscheidenden Punkte, sich für eine Arbeitsstelle zu entscheiden.
5. Für Menschen da sein
Und der fünfte Punkt schließlich umfasst die eingangs beschriebenen menschlichen Erfahrungen der Nähe, der Wertschätzung, des für andere Daseins, sich kümmern und ganz besonders ausgeprägt im Bereich der Altenpflege: den Menschen ein Zuhause zu geben. Das ist nicht jedermanns Sache. Aber Pflegende, die sich für diesen Beruf entscheiden, wissen diese besondere Qualität ihres Berufs zu schätzen.
Und die Nachteile?
Um ein vollständiges und realistisches Bild zu erhalten, wurde auch über die Nachteile des Pflegeberufs diskutiert. Um den Beruf attraktiver zu machen, ist es wichtig, die Nachteile, die jeder Beruf mit sich bringt, ernst zu nehmen und – wo möglich – Abhilfe zu schaffen. Natürlich stellen Pflegende auch die Frage nach dem Gehalt. Man kann und sollte darüber streiten, was einer Gesellschaft Pflege wert sein muss, aber im Vergleich mit anderen Lehrberufen schneiden die Pflegeberufe meist deutlich besser ab. Im Vordergrund steht daher, dass sie sich mehr Wertschätzung im Beruf wünschen. Das gilt zum einen für die Anerkennung der Professionalität. In anderen Ländern ist der Pflegeberuf längst ein Bachelor-Studium. Die Altenpflege hat in der EU überhaupt kein Pendant. Dadurch fehlt ihr die internationale Anerkennung. Zum anderen wünschen sich Pflegende an manchen Stellen eine kollegialere Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft. Wie in jedem Beruf hat auch in der Pflege in den letzten Jahren eine deutliche Arbeitsverdichtung stattgefunden. Die Zunahme von Bürokratie und Dokumentationspflichten bedeutet Mehrarbeit. Was die Pflegenden dabei bedrückt, ist, dass dadurch der menschliche Kontakt und die Zeit am Patienten geringer werden. Der Schichtdienst wird nicht grundsätzlich als Problem gesehen und manchmal sogar als familienfreundlich beschrieben. Erst wenn durch Personalmangel und häufiges Einspringen unzuverlässige Arbeitszeiten entstehen, wird das als Problem angesehen.